Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung 2023 und ein Rückblick auf das Geschäftsjahr der Raiffeisenbank ELLN eG sowie auf deren Warengeschäft war der Schwerpunkt der beiden Informationsabende, von denen letzterer am Mittwoch im Hotel „Zum Hirschen“ in Lam stattgefunden hat. Vor den Informationen und Zahlen waren die Mitglieder zu einem Abendessen eingeladen.
„Das Jahr 2023 wird den meisten von uns vor allem wegen der geopolitischen Ereignisse in Erinnerung bleiben“
bedauerte Vorstandsvorsitzender Franz Wellisch. Bei den Konflikten lasse sich nicht wirklich einschätzen, wie es weitergeht. Die gesamte Welt sei mehr oder weniger betroffen, weil Auswirkungen auf die Konjunktur und die Zinsentwicklung eintraten. „Die weiteren riesengroßen Probleme der Menschheit wie der Klimawandel und die digitale Transformation sind in den Schlagzeilen fast ein wenig untergegangen“, machte Wellisch bewusst. Alles in allem bleiben sie aber immense Herausforderungen. Verbandspräsident und Vorstandsvorsitzender des Genossenschaftsverbandes, Gregor Scheller, drückte es beim Jahresrückblick in Anbetracht von 51 Neugründungen von Genossenschaften in Bayern im Jahre 2023 so aus: „Genossenschaften zeigen, was in ihnen steckt, wenn das Gesamtumfeld von Unsicherheiten geprägt ist.“
Die negativen Auswirkungen schlagen bei der Raiffeisenbank genauso durch wie eigentlich überall. Egal, ob es Energiepreisanstiege, Lieferengpässe, die Inflation oder die Zinsexplosion waren. Der GVB-Präsident zielte mit seiner Feststellung darauf ab, dass sich die Probleme bei Genossenschaften nicht so gravierend auswirken wie bei anderen Geldinstituten. Das Geschäftsmodell setze seit jeher auf Regionalität, Selbstverantwortung, Stabilität und Sicherheit.
Fusion vor 20 Jahren
Franz Wellisch unternahm auch einen kleinen Ausflug in die Geschichte der Bank. Vor genau 20 Jahren ist die Fusion zu der jetzigen Raiffeisenbank erfolgt. Die Schlagzeile lautete damals: „Die Mitglieder machten den Weg frei für die Fusion.“ Das Ziel, zukunftsorientiert zu arbeiten, wurde erfolgreich gemeistert. Das bestätigen die Zahlen. So steigerte sich die Bilanzsumme vom Fusionsjahr von 132 Mio € auf aktuell 244 Mio €. Der Warenbestand kletterte von 898.000 € auf 3.194.000 €. Das haftende Eigenkapital wurde von 13 Mio € auf fast 36 Mio € ausgebaut, von 9,9 auf 14,6 Prozent.
Gesamtwirtschaftliche Entwicklung 2023
Im Jahr 2023 waren die Nachwehen der Corona-Krise noch spürbar. Die Inflationsrate war sehr hoch. Aktuell bewege sie sich konsequent auf die magischen zwei Prozent zu. Man warte gegenwärtig darauf, dass die Zentralbank den Leitzins senke. Der Arbeitsmarkt habe von der Rezession nichts gespürt. Den großen Industriebetrieben gehe es weiterhin gut. Das persönliche Fazit von Franz Wellisch: „Es geht uns nicht wirklich schlecht. Wir jammern auf sehr hohem Niveau."
Rückblick auf das abgeschlossene Geschäftsjahr 2023
„Das Jahr 2023 war wieder in normales Jahr“, pflichtete ihm Vorstandskollege Harald Eisenreich bei. Zwar sei die Bilanzsumme um fast fünf Millionen Euro geschrumpft, was ziemlich genau zwei Prozent entspricht, doch war dies die einzige negative Zahl. Bei den Kundenkrediten wurde ein Zuwachs von 2,5 Prozent realisiert, d.h. um gut 95 Mio Euro wurden Häuser gebaut und Investitionen getätigt. Die Anlageberatung mache zurzeit wieder Spaß. „Die Leute kommen, um sich nach dem Zinssatz von Anlagen zu erkundigen", berichtete Eisenreich, der die Kunden animierte: „Lasst uns über Geld reden, weil es sich wieder lohnt - am besten vor der nächsten EZB-Entscheidung." 2023 zahlte man auch wieder Steuern, aber noch nicht auf dem Niveau von 2020 oder 2021. Beim Provisionsgeschäft (Zugang um 143.000 Euro) erging ein Lob an die Mitarbeiter, die viele und gute Beratungen durchgeführt haben. Da die Bauzinsen stiegen, kletterte auch der Zinsertrag um 360.000 Euro nach oben. Die Bank habe im Vorjahr 24.000 Euro gespendet, 93.287 Euro Gewerbesteuer sowie 182.657 Euro Körperschaftssteuer bezahlt. Das Personal erhöhte sich wegen des Zugangs des Lagerhauses in Bad Kötzting von 91 auf 99.
Drei Prozent Dividende
Die Mitgliederzahl habe sich um 17 reduziert. Aktuell sind es 4.646. „Wir haben eine Bilanzsumme von 244.661.910 Euro und weisen einen Bilanzgewinn von 249.270 Euro aus. Als Gewinnverwendung wurden drei Prozent Dividende vorgeschlagen – ein Prozent mehr als letztes Jahr. In Summe sind dies 70.793 Euro. Die Zuweisung zu den gesetzlichen Rücklagen betrage 89.000 Euro, sowie zu anderen Ergebnisrücklagen 89.477 Euro.
Preise normalisierten sich
Roland Altmann berichtete über die Entwicklung des Warengeschäfts. Die Genossenschaft verfüge über vier Warenbetriebe. Der neueste Standort sei der ehemalige Breu-Baustoffhandel in Bad Kötzting. Aktuell habe man 53 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt verfüge die Genossenschaft über eine Fläche von 31.000 Quadratmeter und eine Tanklagerkapazität von 230.000 Liter Heizöl und Diesel. Auf dem Dach sorge eine knapp 400 kWp PV-Anlage für Strom. Der Fuhrpark umfasse sechs LKW, zwei Transitbusse, zwei PKW und etliche Stapler. Umsatzträger war 2023 u. a. der Agrarbereich mit knapp drei Millionen Umsatz (Rückgang 5,9 %). Allerdings verbuchte die Branche deutlich mehr Aderlass. „Die Preise haben sich stabilisiert und normalisiert“, so Altmann, der grundsätzlich zufrieden ist. Im Baustoffbereich registrierten die Geschäftsstellen ein Plus von 1,2 %, bei einem bayernweiten Minus von 30 % auf diesem Sektor. Der Gesamtumsatz liege 2023 bei 20,5 Mio Euro. Mit dem GPS-gesteuerten Bodenprobenfahrzeug unternahmen die Angestellten 432 Proben und schickten sie ins Labor. Der Landwirt erhielt daraufhin sein Ergebnis. Der Regio-Markt mit einem Umsatz von 129.000 Euro sei wichtig für die Wertschöpfungskette. Empfehlenswerte Grillseminare finden heuer am 7. Juli in Eschlkam und am 2. August in Bad Kötzting statt. Der Schmankerlmarkt setzt sich am 16. November in Eschlkam fort. In Bad Kötzting wurde ein Pachtvertrag über zehn Jahre mit der Option auf weitere fünf Jahre Verlängerung geschlossen.
Geld vom Staat für die Vermögensbildung
Die Einkommensgrenzen haben sich bei den Vermögenswirksamen Leistungen ab 2024 mehr als verdoppelt, eröffnete Harald Eisenreich das Ressort mit Anlagetipps. Riester und Rürup werden staatlich gefördert. Weiterhin ging er auf Strategie und Möglichkeiten zum effektiven Vermögensaufbau ein. „Mit einer gut durchdachten Struktur aus unterschiedlichen Anlageformen reduzieren die Kunden Risiken und können Ertragschancen gezielt nutzen“, empfahl er eine Beratung.
Beratung vereinbaren
Franz Wellisch verschaffte einen groben Überblick über die energetische Sanierung. Neben den Steuervorteilen durch die AfA gebe es Förderungen insbesondere von der KfW. Wer eine solche Investition plane, sollte einen Termin bei einem Bankberater vereinbaren. Ein Energieberater sei zwingend notwendig. Die Raiffeisenbank hilft durch den Förderdschungel.
Projekt Klima-Landwirtschaft
Franz Wellisch informierte auch über das Projekt „Klima-Landwirt“, bei dem die Raiffeisenbank selber mitwirkt. Sie organisiert Projektpartnerschaften und bringt so zwei Gruppen zusammen und miteinander in Kontakt: Landwirte, die durch bestimmte, über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehenden Maßnahmen ihre Bewirtschaftung klimafreundlicher und ökologischer ausrichten sowie Aufkäufer, die solche Maßnahmen im Rahmen ihrer Produktstrategie (Senkung des CO2-Fußabdruckes und / oder unterstützende Umweltleistungen) honorieren, sowie Unternehmen, Gemeinden, Landkreise oder andere kommunale oder private Interessenverbände, die diese Maßnahmen fördern. „Wir sind zum 1. Juli 2023 gestartet und haben vier Betriebe gefunden, die auf Anhieb mitmachten", informierte der Vorstandsvorsitzende, dem es wichtig war, ein Projekt in der Heimat zu finanzieren.
Wiedereröffnung der Geschäftsstelle Lohberg
Ein schwarzer Tag war für die Raiffeisenbank die Sprengung des Geldautomaten in der Lohberger Bankgeschäftsstelle am 26. Oktober 2023. Es entstand großer Sachschaden am Gebäude. „Wir befinden uns mit den Handwerkern auf der Zielgeraden", berichtete Wellisch. Ende Mai werde voraussichtlich wieder eingerichtet. Der Geldautomat habe eine längere Lieferzeit. Außerdem gab es noch einen Einbruch im Fachmarkt in Eschlkam in der Nacht vom 16. auf 17. November 2023.