Zwei interessante Abende für unsere Mitglieder

„Genossenschaften lösen dort pragmatisch Probleme von Bürger/innen, wo der Staat oder andere Akteure keine Antwort finden“ mit diesem Zitat von Gregor Scheller, Präsident des GVB eröffnete Vorstandsvorsitzender der Raiffeisenbank Eschlkam-Lam-Lohberg-Neukirchen b.Hl. Blut, Franz Wellisch, die Mitglieder-Informationsabende.

Er gab im Wechsel mit Vorstand Harald Eisenreich und dem Leiter des Warenbetriebs Roland Altmann Einblick in die geschäftliche Entwicklung der Genossenschaft sowie zu aktuellen Themen rund um den Banken- und Warenbereich.

Zur gesamtwirtschaftlichen Entwicklung 2022

2022 wird in die Geschichtsbücher eingehen: der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine mit unklarer Tendenz der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung und unvorhersehbaren wirtschaftspolitischen Konsequenzen (dramatischer Anstieg der Rohstoffpreise); zum Zweiten der historisch exorbitante Zinsanstieg zum Jahreswechsel 2021/22 mit einer Dynamik und einem Umfang, der vorher noch nie da gewesen ist und den keiner voraussehen konnte.

Noch im Januar 2022 schwor der LZB-Präsident die Banken ein, sie sollen sich langsam auf eine Zinswende einstellen; dann dieser ungewöhnliche Zinsanstieg. „Mittendrin in dieser Entwicklung ist unsere Genossenschaft - die Raiffeisenbank ELLN“. Es betrifft unseren Geschäftsbetrieb und jeden unserer Kunden – egal ob Kreditzinsen, eine neue Heizung oder das Schließen der Haushaltslücke zur Stromabrechnung.

Eine 3. Gründerwelle im Jahr 2022 mit 34 neuen Genossenschaften zeigt, wieviel Bewegung aber auch Unsicherheit (z.B. Gasversorgung) im Thema steckt. Als Verbraucher spürt man dies an der Tankstelle, bei gestiegenen Strompreisen und in allen Lebensbereichen. Es zeichnet sich daher eine deutliche Notwendigkeit ab, dass Genossenschaften als Lösung einspringen, denn „was einer allein nicht schafft, das schaffen Viele" erkannte schon F. W. Raiffeisen, einer der Gründer des Genossenschaftswesens.

Betrachtet man die Konjunkturentwicklung wurde diese 2022 mit einem Wachstum von 1,9 % abrupt beendet. Während aktuelle Konjunkturprognosen für 2023 von einer schwarzen Null ausgehen, hofft man 2024 mit einer deutlichen Verbesserung bis zu 2 %. Die Krisen überlagern sich durch Inflation, Zinsanstieg und Versorgungsengpässe, die mit steigenden Lebenshaltungskosten, einer Verteuerung des Einkaufs sowie der Bedrohung des Arbeitsplatzes bzw. Geschäftsmodels (Produktionsstopp, Fachkräftemangel, etc.) einhergehen. Weitere globale Herausforderungen sind geopolitische Risiken, der Klimawandel und die Energiewende, die vor oder hinter unserer Haustüre stattfindet.

Der Verbraucherpreisindex ist der Gradmesser für die Inflationsrate, die derzeit bei 7,1 % liegt. Ein deutlicher Rückgang ist bei der Energiepreisinflation in Deutschland zu spüren. Der aktuelle Leitzins liegt bei 3,75 %. Ab Mitte des Jahres war nicht nur offizielles Ende der Minuszinsen, sondern die EBZ hat die Leitzinsen stufenförmig angehoben. Die Zinsänderungsrisiken stehen nach wie vor im Fokus der Bankenaufsicht: Einer extremen Reduzierung unter 1 % bzw. unter Null folgte innerhalb von zwölf Monaten ein Anstieg des zehnjährigen Zinses auf 3,5 %. „Wir haben keine Kristallkugel und wissen nicht wohin die nächste Entwicklung geht, daher soll jeder Kunde sein Geld individuell anlegen und Verträge fest machen“ riet Wellisch angesichts der inversen Zinskurve, bei welcher der kurzfristige Zins höher als der langfristige ist.

„Nichts tun ist die falsche Entscheidung“ so sein Appell und zeigte mit Renten- oder Aktienfonds der Union Investment und einem VR-TerminGeld detailliert die Anlagemöglichkeiten im aktuellen Marktumfeld auf. In unruhigen Zeiten ist ein Anlage-Mix aus Bausparvertrag, Immobilien, Wertpapieren, Edelmetallen und Festgeld wichtiger denn je, wobei in einem fundierten Beratungsgespräch die individuellen Kundenwünsche berücksichtigt werden.

Geschäftsentwicklung 2022

Vorstand Harald Eisenreich untermauerte die Geschäftsentwicklung mit Zahlen und Fakten und resümierte eine gute Bilanz. Das Geld wurde in unsere Heimat investiert und bleibt in der Region. Ein Zuwachs der Geldlagen ist dem starken Zinsanstieg zuzuschreiben, der statistisch gesehen in diesem Ausmaß nur alle tausend Jahre passiert. Die Ertragslage (GuV) war aufgrund der Preissteigerungen auf dem Rohstoff- und Energiesektor nicht so gut wie erwartet. Dass die Genossenschaft die Gewerbe- und Körperschaftssteuer im Jahr 2022 aussetzt, ist dem Zinsanstieg geschuldet. Der Vertreterversammlung wird ein Jahresabschluss mit einer Bilanzsumme von rund 250 Mio. Euro und einem Bilanzgewinn von rund 150.000 Euro vorgelegt. Den Mitgliedern wird trotz vieler unvorhergesehener Ereignisse eine Dividende von 2 % vorgeschlagen. Die Bank hat 2022 eine Zuführung zu den Rücklagen zur weiteren Steigerung der Eigenkapitalausstattung vorgenommen. 4663 Mitglieder tragen die Genossenschaft, die als Nahversorger für die Region gilt.        

Entwicklung und Neues aus dem Warengeschäft

Prokurist Roland Altmann zeichnete für die Informationen zur Entwicklung des Warengeschäfts in den letzten drei Jahren verantwortlich. So sind drei Warenbetriebe in Neukirchen, Eschlkam und Furth im Wald präsent, die von 47 Mitarbeiter/innen bedient werden und 2022 einen Rekordumsatz von gut 22 Mio. Euro verzeichneten. „Damit stehen wir umsatzmäßig an siebter Stelle von 35 Warengenossenschaften in Bayern“. Der Umsatzzuwachs ist den explodierenden Preisen im Agrar-, Brenn- und Treibstoffbereich geschuldet. Dies bedeutete zudem einen logistischen Mehraufwand für Diesel-/Heizöllieferungen. Durch eine vorübergehende Kontingentierung konnten alle Kunden bedient werden. Auf dem Agrarsektor haben sich die Preise ebenfalls wieder normalisiert, zog Altmann sein Fazit und informierte über Dienstleistungen wie das Bodenprobenfahrzeug oder die Fuhrleistung ab Feld/Hof, wo das Getreide der Landwirte vermarktet wird. Bei Interesse die Fachleute der Lagerhäuser ansprechen. Das Projekt Klimalandwirtschaft zum Thema Nachhaltigkeit startet zum 1.7. Extremer Preisanstieg, Lieferzeitenproblematik und Kontingentierung waren die Schlagworte auf dem Baustoffsektor, wobei die neu fertiggestellte Lagerhalle in Neukirchen eine größere Lagerkapazität bescherte. Er brach eine Lanze für den RegioMarkt, der 2020 in Eschlkam eröffnet wurde und eine breite regionale Produktpalette ausschließlich aus Bayern anbietet. Gute Resonanzen verbuchen der Schmankerlmarkt und Grillseminare. Mit Bildern untermalte Altmann die Entwicklung im Warengeschäft.

In einem Ausblick verkündete er die Expansion in Bad Kötzting mit einer vierten Filiale als weiteren Standort: „dort werden wir die grüne Flagge hissen“. So wurde ein langjähriger Pachtvertrag mit der Familie Breu geschlossen, in deren bisherigen Betrieb (Breu Baustoffe) ab 1. Januar 2024 das Raiffeisensortiment integriert und das Augenmerk auf Baustoffe gelegt wird.

Neues für unsere Kunden

Mit Neuerungen für die Kunden wartete Harald Eisenreich auf, der Vorteile und Vergünstigungen für eine Mitgliedschaft bei der Raiffeisenbank durch Verbundpartner aufzeigte. Altbewährt – seit 150 Jahren – sind Mitglieder Teilhaber der Bank mit Mitbestimmungsrecht und Anspruch auf eine attraktive Dividende. Bezüglich Nachhaltigkeit zeigte Eisenreich die Auswirkungen für die Kunden hinsichtlich der Geldanlage und Kreditvergabe auf und erläuterte die 17 ESG-Kriterien: Diese Buchstaben stehen für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Jeder Kunde entscheidet künftig selbst, ob er in nachhaltige Anlagen investieren möchte. Das ESG-Rating für Firmenkunden wird in Zukunft immer bedeutender bei der Kreditvergabe. Nachhaltigkeit ist das große Ganze und kann nicht von oben herab gesteuert werden; aber jeder soll das tun, was sinnvoll und im Rahmen seiner finanziellen Möglichkeiten ist.

Franz Wellisch berichtete vom Ergebnis der Vertreterwahl in den jeweiligen Wahlbezirken und dankte den 96 Gewählten für die Übernahme des Ehrenamts. Zum Schluss seiner Ausführungen stellte er ein paar wichtige Meilensteine des Jahres 2022 in Bildern vor: z.B. neue Mitarbeiter, Preisverleihungen aus Jugendwettbewerben oder Spendenübergaben. Insgesamt gingen aus dem Spendentopf für gemeinnützige Einrichtungen 23.400 Euro an Schulen, Kindergärten, Rettungsorganisationen und Vereine.

Mit einem gemeinsamen Abendessen dankten die Referenten den zahlreichen Teilnehmern für ihr Interesse an der Genossenschaft.

Die Vorstände Franz Wellisch und Harald Eisenreich sowie Prokurist Roland Altmann (v.l.n.r.) informierten ausführlich rund um die Genossenschaft

Wir bedanken uns für den Besuch unserer Veranstaltungen ganz herzlich und hoffen, Sie auch in 2024 wieder zu sehen!